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Testbericht: Norröna Falketind Flex1 Jacket

Auf meinen letzten beiden Bergtouren hatte ich die Norröna Falketind Flex1 Jacket dabei, die mir Norröna freundlicherweise  für einen Produkttest zur Verfügung gestellt hat. Ich habe die Jacke 16 Tage lang intensiv am Berg getestet.

Die Jacke hat mich voll und ganz überzeugt. Aber der Reihe nach:

1. Die Jacke

Die Falektind Flex1 Jacket hat mein Interesse geweckt, da sie voll mein Anforderungsprofil an eine Softshell für Sommerbergtouren erfüllt:

  • Sie ist leicht.

Für mich ist das Gewicht meiner Ausrüstung bei Bergtouren immer ein entscheidender Faktor. Zwar ist es im Enddefekt nicht dramatisch, wenn eine Jacke 80 g mehr wiegt als eine andere. Denkt man so jedoch bei fünf Ausrüstungsgegenständen, hat man schon 400 g mehr im Rucksack. Von daher achte ich auch bei der Auswahl von Jacken stark auf das Gewicht. Die Falketind Flex1 wiegt in Größe M knapp unter 500 g und ist somit für eine Softshell mit Kapuze ziemlich leicht.

  • Sie hat eine Kapuze.

Softshelljacken müssen für mich eine Kapuze haben. Da man über den Kopf aufgrund der starken Durchblutung und Exponiertheit sehr viel Wärme verliert, kann man mit dem Aufsetzen der Kapuze eine deutliche Steigerung der Wärmeleistung der Jacke erzielen. Grade bei Pausen empfinde ich es oft als sehr komfortabel, eine Kapuze aufzusetzen. Im Gegensatz zu Mützen schützt die Kapuze auch den Nacken und in Kombination mit einer Mütze bleibt der Kopf selbst bei Minusgraden und starkem Wind warm. Zudem lasse ich meine Softshell auch bei einsetzendem Regen üblicherweise recht lange an und wechsele erst dann zur Hardshell, wenn es nicht mehr anders geht. Häufig genug hört nämlich der Regen schon wieder auf, bevor es erforderlich wird, eine Hardshell anzuziehen. Für diese Strategie ist eine Kapuze an der Softshell eine unverzichtbare Voraussetzung.

  • Sie ist sehr atmungsaktiv.

Für mich sind Membransoftshells im Sommer ungeeignet, da sie nicht genügend atmungsaktiv sind. Jacken aus Windstopper und Co. sind so schwitzig, dass ich sie eigentlich erst unter 5°C Außentemperatur einsetzen kann. Die Falketind Flex1 besteht hingegen zum größten Teil aus dem Norröna Eigenmaterial Flex1, das nicht über eine Membran verfügt. Dies hat zwar zur Folge, dass die Jacke nicht annährend so winddicht ist, wie eine Jacke, die vollständig aus Windstopper von Gore gefertigt ist. Dafür ist die Jacke jedoch sehr atmungsaktiv. Hinzu kommt, dass die Jacke über sehr lange Pit Zips (Lüftungsreisverschlüsse unter den Achseln) verfügt und man so – beispielsweise im Aufstieg – für zusätzliche Lüftung sorgen kann.

  • Sie sieht sehr gut aus.

Bei Jacken ist für mich die Optik auch ein ganz klares Kaufkriterium. Zwar muss jede Jacke zunächst natürlich meine technischen Voraussetzungen erfüllen. Ist dies geschafft, kommt aber noch die hohe optische Hürde, die die Falketind Flex1 jedoch ohne Probleme genommen hat. Nach meiner Meinung ist die Falketind Flex 1 optisch derzeit das Nonplusultra im Softshellbereich. Die Farbe Too Blue ist im Gebirge auffällig, aber dabei auch wirklich mal was anderes als das typische Rot. Die kontrastreichen neongelben Reisverschlüsse und der figurbetonte skandinavische Schnitt runden das tolle Erscheinungsbild der Jacke ab.

2. Der Praxistest

Ich habe die Jacke 16 Tage am Berg und zudem mehrmals beim Fahrradfahren getestet. Die Jacke hat mich dabei voll und ganz überzeugt:

  • Hervorragender Wetterschutz.

Für mich ist an einer Softshell in der Praxis am wichtigsten, dass der Wetterschutz stimmt. Das ist bei der Falketind Flex1 definitiv der Fall. Zwar ist bei stärkerem Wind durchaus zu spüren, dass das Flex1 Material nicht absolut winddicht ist. Dies ist jedoch kein Nachteil, so lange man aktiv ist. Vielmehr fand ich es stets ausreichend, unter der Softshell ein kurzärmliges MeCo-Baselayer zu tragen. Bei sehr starkem Wind (Sturm) würde das Flex1-Material sicherlich an seine Grenzen stoßen. Für solche Fälle hat man jedoch ja auch noch eine 100% winddichte Hardshell im Rucksack, die man notfalls anziehen kann. Mir ist es wichtiger, dass die Jacke bei normalen Bedingungen über eine gute Atmungsaktivität verfügt. Von daher würde ich eine nicht 100% winddichte Softshell ohne Membran stets einer 100% winddichten Softshell mit Membran vorziehen. Insgesamt war ich jedoch beeindruckt davon, wie windresistent das Flex1-Material in der Praxis ist.

Besonders positiv aufgefallen ist mir, dass die Falketind Flex1 einiges an Regen wegsteckt. Dies liegt insbesondere daran, dass die Kapuze, die Schulterpartie und die Oberseite der Oberarme aus Gore Windstopper Softshell-Material gefertigt sind, das Regen deutlich länger standhält, als das Flex1 Material. Viele leichte Regenschauer habe ich daher mit der Falketind Flex1 überstanden, ohne dass ich die Regenjacke herauskramen musste. Hierzu hat auch die gute DWR-Imprägnierung der Jacke beigetragen. Der Wetterschutz wird durch die sehr gut geschnittene und hervorragend anpassbare Kapuze komplettiert, die ich wirklich häufig eingesetzt habe.

Zwei weitere angenehme Details sind in Sachen Wetterschutz anzumerken: Zum einen hat es sich in der Praxis als sehr nützlich erweisen, dass Kapuze und Halsbereich aus Windstopper Softshell gefertigt und somit absolut winddicht sind. Grade bei starkem Wind ist der zusätzlich Wetterschutz in diesem – doch recht kälteempfindlichen – Bereich sehr angenehm. Zum zweiten gefällt mir, dass das Flex1 Material im Frontbereich zu einem großen Teil dreilagig verarbeitet ist, da durch die großen Fronttaschen zum eigentlichen Obermaterial zwei weitere Lagen kommen. Dies gewährleistet einen erhöhten Wetterschutz an der relativ entscheidenden Stelle des zentralen Rumpfes.

  • Überragende Atmungsaktivität.

Als die größte Stärke der Falketind Flex1 Jacket erwies sich im Praxistest die überragende Atmungsaktivität. Diese wird einerseits durch die Verwendung des äußerst atmungsaktiven Flex1-Materials erreicht. Zum anderen lässt sich die Körpertemperatur hervorragend über den Frontreisverschluss, die wirklich sehr langen Pit Zips und das Hochschieben der Ärmel managen.

An den Pit Zips gefällt mir gut, dass die beiden Reisverschlussschlitten (im Gegensatz zu manch anderen Jacken) im geschlossenen Zustand an den entgegengesetzten Enden des Reisverschlusses liegen. Es lässt sich somit sehr differenziert lüften und man kann statt einer großen auch zwei kleinere Lüftungsöffnungen einbauen (eine am Rumpf und eine an den Oberarmen).

Das hochschieben der Ärmel habe ich erst mit der Falketind Flex1 Jacket für mich entdeckt. Die Jacke verfügt über außergewöhnlich weite Ärmelbündchen (die sich selbstverständlich im „Normalgebrauch“ über Klettverschlüsse eng stellen lassen), so dass man die Ärmel ohne Probleme bis über die Ellenbogen hochziehen kann.

Kombiniert man alle Lüftungsmöglichkeiten (Frontreisverschluss auf, Pit Zips auf, Ärmel hoch), so ist es fast so, als ob man keine Jacke anhätte. In jedem Fall lässt sich so bei Zwischenanstiegen vermeiden, dass man die Softshell ausziehen muss, nur um sie beim nächsten Abstieg wieder anzuziehen.

  • Robustheit und Verarbeitung.

Die Jacke ist an den stark durch einen Rucksack beanspruchten Stellen (Schultern und Hüften) aus dem robusten Windstopper Softshell-Material gefertigt. Dieses macht einen deutlich widerstandsfähigeren Einruck als das Flex1 Material. Nach 16 Tagen Dauernutzung mit einem Tourenrucksack (ca. 9 kg) lassen sich dennoch Abnutzungsspuren durch den Rucksack feststellen. Diese fallen aber nicht sehr stark auf und stören mich nicht entscheidend.

Es ist wohl eher zu schlussfolgern, dass die Verwendung des verstärkten Materials sich bewährt hat, so dass es nicht zu einer problematischen Beschädigung des Materials gekommen ist. Die Abnutzung wäre bei dem Flex1-Material sicherlich deutlicher ausgefallen.

Ansonsten habe ich in Punkto Haltbarkeit keinerlei Schwachstellen bei der Jacke feststellen können. Die Nähte machen einen sauber verarbeiten Eindruck und an den Nahtabschlüssen hängen keine Fäden herum. Gelegentlich habe ich in älteren Reviews zur Falketind Flex1 gelesen, dass es Verarbeitungsschwächen an den Nähten der Ärmelbündchen gab. Solche Probleme konnte ich an meiner Testjacke absolut nicht feststellen. Vielmehr machen die Nähte an den Bündchen einen sehr ordentlichen Eindruck. Vielleicht hat Norröna hier bei der aktuellen Kollektion besonders darauf geachtet, dass es qualitativ keine Ausreißer gibt. Insoweit spekuliere ich jedoch lediglich.

Auch an Kletterpassagen hatte ich nicht das Gefühl, besonders auf die Jacke aufpassen zu müssen. Den einen oder anderen Kontakt mit scharfkantigem Fels hat die Jacke gut weggesteckt.

  • Überzeugender Schnitt und hoher Tragekomfort.

Der Schnitt der Jacke ist überragend. Die Jacke ist figurbetont und sportlich geschnitten, ohne die Bewegungsfreiheit einzuengen. Auch ist die Jacke weit genug, um darunter mehrere Isolationsschichten zu tragen. Die Softshell eignet sich somit auch für den Einsatz bei kälteren Temperaturen bestens. Auf den Tragekomfort wirkt es sich zudem sehr positiv aus, dass das Flex1 Material – der Name deutet es schon an – flexibel ist. Die Beweglichkeit ist in der Jacke aus diesem Grund hervorragend. Grade beim Klettern ist dies wichtig.

  • Durchdachte Details.

Insgesamt hat mich die Jacke mit vielen ausgeklügelten Details stark beeindruckt. Die Taschen sind groß und lassen sich auch mit Rucksack oder Klettergurt gut bedienen. Die Jacke verfügt über eine Innentasche, in der sich das Handy oder Wertsachen verstauen lassen. Die Reisverschlüsse – auch die Pit Zips – sind sehr leichtgängig. Der Kragen schließt hoch, ohne dabei aber unangenehm unter dem Kinn zu stauen. Besonders angetan bin ich von der partiellen Verwendung des robusten, winddichten und stark wasserabweisenden Windstopper Materials. Angesichts der Stellen, an denen es verwendet wurde (Kapuze, Schultern, Hüfte), trägt es zwar nur unwesentlich zur Erhöhung der Windresistenz der Jacke bei. Allerdings erhöht es die Robustheit der Jacke entscheidend und ermöglicht die Verwendung der Jacke bei leichtem Regen.

 3. Fazit

Die Falketind Flex1 von Norröna ist eine wirklich tolle Softshelljacke. Sie war auf den beiden letzten Touren eindeutig mein Lieblingsausrüstungsstück. Sie bringt für mich genau die richtige Mischung aus Wetterschutz und Atmungsaktivität mit. Weiterhin bestechen mich – typisch für einen Ausrüstungsfanatiker – die technischen Details wie z.B. die Windstopper-Elemente. Abgerundet wird das ganze durch die überragende Optik der Jacke. Einziger Wehmutstropfen ist der Preis der Jacke, der mit rund 250 € zu Buche schlägt. Das ist für eine Softshell, die überwiegend aus einem Eigenmaterial besteht, ein recht hoher Preis. Wem dieser Preis zu hoch ist, der sollte die Falketind Flex1 Jacket am besten gar nicht erst anprobieren. Denn hat man sie erst einmal an, gibt es kaum ein Zurück mehr.

Die Norröna Falketind Flex1 Jacket kann man sowohl für Damen als auch für Herren direkt über den Norröna Online Shop beziehen. Neben der blauen gibt es auch noch eine schwarze Farbvariante.

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6 comments

  1. Naja, meine Erfahrung in Sachen Wetterschutz ist eher, dass das Flex1 extrem schnell durchsuppt, besonders an den Nähten hat man schon nach sehr kurzer Zeit nasse Flecken an der unteren Schicht.
    Das DWR-Finish, scheint mir persönlich nicht besonders gute gelungen… Ansonsten liebe ich diese Jacke.
    Gruß,
    Martin

    • Ich bin mit der Jacke gut durch lang anhaltenden Regen gekommen, wobei ich bei starkem Regen natürlich auf die Hardshell umgestiegen bin. Die Stellen, die am stärksten Regen ausgesetzt sind, sind dank des Windstopper Materials ja deutlich wasserabweisender. Dass der Rest, der bloß aus Flex1 ist, schneller durch ist, stimmt definitiv. Zudem geht natürlich durchs Waschen auch die DWR-Behandlung verloren, da hilft dann nur Nachimprägnieren.
      Beste Grüße Jan

  2. Hallo,

    kannst Du mal mehrere Kleidungsschichten näher erläutern? Wie groß bist Du und welche Jackengröße trägst Du? Gerne darfst Du bei den Schichten konkrete Produkte benennen.
    Vielen Dank.

  3. Ich nochmal 🙂 Da ich die Jacke nicht nur im Sommer tragen möchte, würde mich interessieren bei welchen Temeleraturen Du sie getragen hast. Ich überlege sie mit einem Longsleeve Baseleyer von Icebreaker (260er oder ähnlichem) und meiner Fleecejacke aus Polarteck Powerstretch zu kombinieren.

    • Hallo Daniel,
      es ist schon eine Weile her, dass ich die Jacke getestet habe, kann mich aber grob daran erinnern, dass ich sie bei einem hohen Aktivitäsniveau bis etwa o° C getragen habe. Ich habe sie dann mit einem kurzärmligen 150er-Merinowolle Baselayer und einem 200er-Merinowolle Midlayer getragen. Platz für ein Fleece oder gar eine dünne Primaloft-Jacke wäre da noch ohne weiteres gewesen. Insgesamt würde ich aber sagen, dass die Falketind aufgrund des nicht sehr warmen flex1-Materials eher eine Sommer-Softshell ist. Natürlich kann man sie bei entsprechendem Layering aber auch gut im Winter verwenden… Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen!

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