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Testbericht La Sportiva Trango Cube GTX: Hochtourenstiefel 2.0

La Sportiva Trango Cube - 1 (1)Vor einiger Zeit habe ich hier im Blog über den La Sportiva Trango S Evo berichtet. Der Stiefel hat mich sehr überzeugt. Er hat mir am Berg ein Gefühl der Agilität vermittelt, welches zuvor keiner meiner Stiefel erreicht hat. Nachdem ich den Trango S Evo jedoch rund vier Wochen am Berg anhatte, ist die Gore-Tex-Membran gebrochen und der Stiefel wurde undicht. Um die Lücke in meinem Ausrüstungsrepertoire zu schließen, habe ich mir den Tango Cube GTX zugelegt und ihn beim Trekking auf Island zwei Wochen lang auf Fels, Eis und Schnee getestet. Ob mich der technische Alpinstiefel des italienischen Herstellers überzeugt hat und wie er sich vom Trango S Evo unterscheidet, berichte im nachfolgenden Testbericht.

Facts

  • Technischer Alpinstiefel;
  • Gewicht: 1600 g pro Paar in Größe 44,5;
  • Steigeisenfest, Kipphebelbindung hinten;
  • Gore-Tex-Membran;
  • Over-Injection-Konstruktion mit thermoplastischem Material;
  • Flache Sohlenkonstruktion;
  • Griffige Vibram-Sohle;
  • Hoher Geröllschutzrand.

 

Technischer Alpinstiefel 2.0

La Sportiva Trango Cube - 1 (2)Der Trango Cube lässt sich ohne Übertreibung als Alpinstiefel der nächsten Generation beschreiben. La Sportiva hat das Herstellungsverfahren für Alpinstiefel komplett umgekrempelt. Statt den Stiefel aus Leder, Kunstleder oder Nylongewebe auf einen Leisten zu nähen, wird der Schaft des Stiefels im Rahmen des Thermo Tech Injection Verfahrens nahtlos aus einem Guss gefertigt. Selbst die Haken und Ösen der Schnürung werden im Rahmen dieses Verfahrens in das Obermaterial „injected“. Der Hersteller führt aus, dass durch dieses Verfahren zwei Vorteile erzielt werden:

Erstens ermögliche das Verfahren ein geringeres Stiefelgewicht. Das Gewichtsersparnis wird dabei wohl dadurch erzielt, dass auf überlappende Materialien, Nähte und wasserdichte Verklebungen verzichtet werden kann.

Zweitens bietet der Stiefel durch den Verzicht auf Nähte weniger Angriffsfläche für Schmutz und Wasser. Dabei muss man allerdings bedenken, dass nicht das Obermaterial die Wasserdichtigkeit gewährleistet, sondern das Gore-Tex-Futter, welches ohnehin über wenige Nähte verfügt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass das Gore-Tex-Futter im Laufe der Zeit an stark belasteten Stellen wie Knickfalten, Nähten oder der Lasche bricht. Der Verzicht auf Nähte kann wohlmöglich zu einer Verringerung der Belastung des Gore-Tex-Futters führen.

Einsatzzweck

Der Trango Cube ist ein waschechter Hochtourenstiefel. Ich dachte zunächst, dass der Trango Cube der Nachfolger des Trango S Evo sei. Dies hatte ich aufgrund der optischen Verwandtschaft angenommen. Zudem hat im Globetrotter-Sortiment der Trango Cube den Trango S Evo  ersetzt. Mittlerweile kann ich jedoch sicher sagen, dass dies ein Fehlschluss war. Der Trango Cube ist ein ganz anderer Stiefel als der Trango S Evo. Während der Trango S Evo ein echter Allround-Bergstiefel ist, dessen Einsatzspektrum von Bergwanderungen bis zu leichten Hochtouren reicht, ist der Trango Cube ein deutlich robusterer Hochtourenstiefel, der sich auf Eis, im Fels oder auf gemischtem Gelände am wohlsten fühlt. Mit der steifen Sohle wird ein einfacher Bergwanderer nicht glücklich werden.

Praktische Erfahrungen

La Sportiva Trango Cube - 1 (3)Als ich das erste mal in den Stiefel geschlüpft bin, hat sich gleich ein bekanntes, wohliges Gefühl eingestellt: Der Leisten erinnert an den des Trango S Evo, der sehr gut zu meinem Fuß passt. Die Passform vermittelt mir das Gefühl von Trittsicherheit, ohne den Fuß zu stark einzuschnüren. Im Laufe der Zeit hat sich dann aber doch gezeigt, dass der Trango Cube für mich kein Ersatz des Trango S Evo wird. Der Schuh ist sehr steif, was zwar beim Tragen von Steigeisen ein großer Vorteil ist. Unter der Steifheit leidet aber eindeutig die Vielseitigkeit des Stiefels. Hinzu kommt, dass der Stiefel aufgrund der auf Gewichtserspartnis getrimmten Konstruktion sehr wenig gedämpft ist. Das Fußbett ist steinhart. Dies wurde mir schnell zum Verhängnis, da ich durch regelmäßigen Ausdauersport keine schützenden Fettpölsterchen mehr unter den Fußknochen habe. Das führte im Trango Cube an längeren Tourentagen mit schweren Gepäckzu starken Schmerzen unter den Füßen. Gerade auf flachen Wegstücken war dies ein Problem. Im schwierigen Gelände wird hingegen der Fuß vielseitiger belastet, so dass ich weniger unter den Druckstellen zu leiden hatte. Mein La Sportiva Trango S Evo, mein La Sportiva Trango Guide und mein Scarpa Triolet Pro GTX verfügen über ein weicheres Fußbett und tragen sich daher angenehmer.

Abgesehen von diesen Nachteilen hat sich der Stiefel im Rahmen unseres Trekking-Urlaubs auf Island gut bewährt. Im steileren Gelände war ich für die hohe Trittsicherheit, die mir der Stiefel vermittelte, sehr dankbar. Dies gilt insbesondere angesichts des Umstandes, dass mein Rucksack verhältnismäßig schwer war, da ich zusätzlich zu meiner normalen Bergausrüstung auch noch Zelt, Kocher, Schlafsack, Isomatte und Verpflegung mit mir rumgeschleppt habe. Gerade auf dem scharfkantigem Vulkangestein, das für Island so typisch ist, hat sich die Steife Sohle bewährt. Zudem ermöglichte mir die Sohle auf hartgefrorenen Schneefeldern einen effizienten „Kanteneinsatz“, der eine halbwegs sichere Querung steiler Passagen ermöglichte. Die robuste Natur des Stiefels mit dem kräftigen Geröllschutzrand erlaubte es mir zudem, an besonders heiklen Passagen Stufen in noch relativ harten Schnee zu „schlagen“. Positiv zu vermerken ist schließlich auch, dass ein Einlaufen des Stiefels nicht erforderlich war. Ich habe mir keine Blasen gelaufen.

Hochtourentauglichkeit

Die Trango Cube ist definitiv hochtourentauglich. Er passt hervorragend zu meinen Grivel G12 Steigeisen mit New-Matic-Bindung. Der Stiefel ist sehr verwindungssteif, was die sichere Fortbewegung auf steilem Eis erleichtert. Insoweit eignet sich der Trango Cube für Hochtouren deutlich besser als der Trango S Evo. Dessen Sohle ist relativ flexibel. Zudem ist sein Schaft sehr weich, so dass er sich höchstens für leichte Hochtouren eignet. Inwieweit sich der Trango Cube auch zum Eisklettern eignet, kann ich mangels eigener Erfahrungen nicht sicher beurteilen. Ich könnte mir vorstellen, dass die feste Sohle für diesen Einsatzzweck steif genug ist, auch wenn der Stiefel natürlich nicht spezifisch für das Eisklettern gemacht ist.

Fazit

La Sportiva Trango Cube - 1 (4)Der Trango Cube ist ein fortschrittlicher Alpinstiefel für Hochtouren. Liegt Euer Schwerpunkt hingegen eher auf Hüttentouren und Bergwanderungen, würde ich Euch eher zum Trango S Evo oder zum Trango Guide raten. Beim Anporbieren des Trango Cube solltet ihr darauf achten, ob das harte Fußbett für Euch ein Problem ist. Wenn ihr damit gut zurecht kommt, ist der Stiefel gerade auch aufgrund seines tollen Stabilitäts-Gewichts-Verhältnisses eine tolle Wahl. Etwas happig ist allerdings der Preis. Den Trango Cube gibt es bei den Bergfreunden für 298,95 EUR. Bei Amazon ist der Stiefel in einigen Größen derzeit schon ab 262 EUR erhältlich.

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4 comments

  1. Hi, danke für deinen interessanten und hilfreichen Bericht zum Trango Cube GTX. Weisst du, ob es für das von dir erwähnte Modell – dem Trango S Evo (den ich seit Jahren trage) – effektiv ein Nachfolgemodell gibt bzw. welches aktuelle La-Sportiva-Modell diesem am nächsten kommt?

    • Hallo Doskar, mir scheint, dass er im Sortiment durch den Trango Tower ersetzt wurde. Den habe ich auch schon gekauft und eine Woche am Berg ausprobiert. Leider kommt der Trango Tower nicht wirklich an den Tragekomfort vom Trango S Evo ran. Wenn Du einen ähnlich bequemen und dynamischen Stiefel wie den Trango S Evo suchst, empfehle ich Dir den Trango Guide.

      • Hallo Jan,

        danke für den Test und deine Erfahrungen. Ich bin gerade in der Kaufentscheidung zwischen dem Cube und dem Tower. Ich habe gelesen das der Cube sehr dünn sein soll und gerade bei kälteren Temperaturen nicht zu empfehlen ist. Wie hast du das erfahren? Sieht ja kalt aus auf den Bildern. Ich bin außerdem mehr im Berg und Hüttenwandern mit Schneefeldern unterwegs und betreibe kein Eisklettern.

        Ich habe beide zum Testen daheim und ich muss sagen der Cube kommt mir im Schaft etwas weich vor.

        Die Preise sind allerdings super:

        Cube: 197 Euro
        Tower: 225 Euro

        Danke schonmal für deine Antwort.

        • Der Cube ist nicht gefüttert, bei extremen Hochtouren und im Winter kann er daher temperaturmäßig sicherlich an seine Grenzen stoßen. Beim Berg- und Hüttenwandern sehe ich allerdings keine Probleme. Die Preise sind ja in der Tat verträglich!

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