Home / Bekleidung / Ausrüstungsklassiker im Test: Marmot ROM Softshell Jacket

Ausrüstungsklassiker im Test: Marmot ROM Softshell Jacket

Wenn es eine Softshelljacke verdient hat, in meiner Artikelserie “Ausrüstungsklassiker im Test” vorgestellt zu werden, dann ist es die Marmot ROM Jacket. Sie begleitet mich seit Jahren auf Bergtouren. Und nicht nur in meinem persönlichen Ausrüstungsrepertoire ist die ROM ein Klassiker. Auch im Sortiment von Marmot findet sich die Softshell seit Jahren und ist insofern eine positive Ausnahme von den ansonsten so schnellen Modell- und Namenswechseln bei Outdoorherstellern.  Ich habe die Marmot ROM Jacket wirklich zu schätzen gelernt. Dabei gab es zwischen der Marmot ROM und mir keine Liebe auf den ersten Blick. Ich habe mich für die ROM eher aus der Not heraus entschieden, da keine Softshelljacke mein Anforderungsprofil zu 100 Prozent erfüllte. Die ROM lieferte das überzeugendste Gesamtpaket. In der Praxis zeigte sich jedoch relativ schnell, dass die ROM am Berg einen tollen Job macht. Die vermeintlichen Schwächen – insbesondere die Verwendung eines nicht winddichten Materials unter den Armen und an der Seite – erwiesen sich letztlich als große Stärken. Mittlerweile ist meine Jacke von Wind und Wetter ausgeblichen; sie erfüllt ihren Zweck aber nichtsdestoweniger noch ganz hervorragend.

Plädoyer für Hybridjacken

Softshelljacken sind von einem Zielkonflikt geprägt. Einerseits sollen sie größtmöglichen Wetterschutz bieten. Andererseits sollen sie sehr atmungsaktiv sein, so dass man unter ihnen bei hohem Belastungsniveau nicht zu sehr schwitzt. Gerade die höhere Atmungsaktivität gibt der Softshelljacke überhaupt erst ihre Daseinsberechtigung neben den wasserdichten Hardshells. Die bislang beste Lösung für dieses Problem sind nach meiner Auffassung Hybridjacken, die, verschiedene Materialien kombinieren, um eine gute Mischung aus Atmungsaktivität und Wetterschutz zu erreichen.

Die Marmot ROM Jacket ist eine solche Hybridjacke. Die Jacke besteht zu einem großen Teil aus dem vollständig winddichten und stark wasserabweisendem Gore Windstopper Softshell Material. Unter den Armen und an der Seite der Jacke ist hingegen ein membranfeies Softshellmaterial verarbeitet. Dieses bietet zwar deutlich weniger Wetterschutz als Windstopper. Insbesondere ist es nicht winddicht. Es gewährleistet dafür aber eine hohe Atmungsaktivität und verhindert einen Hitzestau. Diese Kombination bewährt sich in der Praxis. Zwar spürt man sehr deutlich, dass das membranfreie Softshellmaterial nicht winddicht ist. Andererseits kommt es in der ROM aber wirklich nicht zu einem Hitzestau.

Eines der Ausstattungsmerkmale, welches ich bei der Marmot ROM zunächst vermisst habe, waren Pit Zips, also Unterarmreisverschlüsse, um manuell die Atmungsaktivität zu erhöhen. In der Praxis vermisst man sie jedoch überhaupt nicht, da das Material an der Seite und unter den Armen wirklich sehr, sehr atmungsaktiv ist. Das umständliche öffnen und schließen von Pit Zips, wie ich es beispielsweise von der Norröna Falketind Flex 1 Jacket kenne, entfällt damit.

Ausgezeichnete Trageeigenschaften am Berg

Auf Bergtouren hat sich die Hybridkonstruktion sehr bewährt. Dass man durchaus Wind spürt, der durch das membranfeie Softshellmaterial zieht, ist in den meisten Fällen kein Problem, da der Körper bei dem hohen Aktivitätsniveau einer Bergtour ohnehin enorm viel Hitze produziert und man eine moderate Ventilation als angenehm empfindet. In Kombination mit einem kurzärmligen Icebreaker T-Shirt (150er Merinowolle)  und einem Icebreaker Longsleeve (200er Merinowolle) ist die Jacke für mich bis etwa 0 Grad angenehm, sofern ich mich mich viel bewege und eine Mütze trage. Bei starkem Wind wird es allerdings erforderlich, die Hardshell überzuziehen, da es in solchen Fällen zu sehr durch das membranfreie Softshellmaterial durchzieht. Besonders gut gefällt mir an der Jacke, dass man sie auch unter einer Hardshell tragen kann (also quasi als Midlayer). Würde man unter einer Hardshell eine Softshell anziehen, die vollständig aus einem Membranmaterial wie Windstopper besteht, würde die Atmungsaktivität durch die Addition der Membrane von Softshell und Hardshell stark leiden. Durch die Verwendung des atmungsaktiven Materials an den neuralgischen Punkten der ROM ist allerdings auch unter der Hardshell eine hohe Atmungsaktivität gewährleistet.

Die Regenresistenz der Jacke ist gut, da die Stellen der Jacke, die dem Regen am stärksten ausgesetzt sind, aus dem Windstoppel-Material bestehen, das Nieselregen durchaus wegstecken kann. Setzt der Regen richtig ein, sollte man aber eine Hardshell überziehen.

Positiv fällt zudem auf dass der Halsbereich und die Kapuze vollständig aus Widnstopper gefertigt sind, so dass sich der kälteempfindliche Kopf sehr gut vor dem Windchill-Effekt schützen lässt.

Die Jacke trägt sich sehr angenehm. Insbesondere hat sie einen sehr weichen Materialgriff. Sie raschelt zudem nicht. Man trägt sie daher wirklich gerne.

Das Material bietet viel Widerstandskraft und verkraftet auch Felskontakt. Es kommt durch den Hüftgurt des Rucksacks zu keinen übermäßigen Abnutzungserscheinungen durch Scheuern. Allerdings ist mir aufgefallen, dass schon der eine oder andere Fade aus Nähte heraushing. Es ist nicht so, dass sich die Nähte wirklich geöffnet hätten, aber an dieser Stelle wäre etwas mehr Sorgsamkeit bei der Verarbeitung wünschenswert.

Kleinere Schwächen

DSCN4937Auch wenn ich mit der ROM wirklich zufrieden bin und ich nicht daran denke, sie gegen eine andere Softshell auszuwechseln, gibt es dennoch auch einige Schwächen, die ich Euch nicht verschweigen möchte. So wäre die Jacke meineserachtens noch deutlich besser, wenn das membranfreie Softshellmaterial etwas mehr Wetterschutz gewährleisten würde. Hier hätte Marmot vielleicht doch ein etwas dichter gewebtes Material verwenden sollen, damit man bei Wind nicht so stark das Gefühl hat, dass er einfach durch das Material durchzieht. Zudem stört mich mitunter, dass das Membranfreie Softshellmaterial an den Seiten komplett bis zum Saum reicht und die atmungsaktiven Panele hier auch relativ breit sind. Dies ist suboptimal, da man in diesem Bereich keine erhöhte Atmungsaktivität benötigt, im Nierenbereich aber recht kälteempfindlich ist. Die Jacke wäre noch deutlich vielseitiger, wenn sie in diesem Bereich mehr Schutz bieten würde.

Fazit

Die Marmot ROM ist eine sehr gute Softshelljacke, die ich sehr gerne weiterempfehle. Sie bietet zwar nicht den perfekten Wetterschutz. Aber dies entspricht auch nicht dem Aufgabenprfofil einer Softshell. Sie soll vielmehr für 80% der Wetterbedingungen die richtige Wahl sein. Für die 20% stürmischer und nasser Bedingungen, mit welchen die ROM überfordert ist, hat man ja noch eine Hardshell im Tourenrucksack. Besonders gefällt mir das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis der Marmot. Während andere Windstopper-Softshells gerne einmal 250 EUR kosten, findet man die Marmot ROM bereits für 130 EUR. Die Marmot ROM findet Ihr bei dem Onlineshop VAOLA (http://www.vaola.de) oder bei Amazon.

Check Also

Testbericht Bridgedale Speed Trail CFR und Trail Ultra Light WF: Nie wieder andere Socken

Das Thema Socken habe ich bislang sträflich vernachlässigt. Gute Socken sind für den “Tourengenuss” extrem wichtig. Das …

Leave a Reply