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Testbericht Haglöfs Barrier Pro Hood: Leichte Primaloftjacke für kalte Touren

In den vergangenen Wochen habe ich für Bergfreunde.de die Barrier Pro Hood von Haglöfs getestet. Dank Primaloft-Füllung isoliert die Jacke sowohl im trockenen als auch im nassen Zustand hervorragend. Zudem punktet die Jacke mit einem geringem Gewicht und angenehm kleinen Packmaß. Für Trekkingtouren in den hohen Norden oder als Isolationsschicht auf Skitouren ist die Jacke hervorragend geeignet.

Haglöfs Barrier Pro Hood 4

Facts:

  • Isolation: Primaloft One, 60 g/m²
  • Außenmaterial: 20 D Ripstop Recycled Polyester
  • Gewicht: 360 g in Größe M
  • Anpassbare Kapuze
  • Zwei hüftgurtkompatible Seitentaschen
  • Große Brusttasche
  • Jacke in Brusttasche verstaubar
  • Zusätzlicher Packsack wird mitgeliefert
  • Kinnschutz
  • Gummibündchen

Beschreibung

Leichte synthetische Isolationsjacken sind ein großer Trend im Outdoorbereich. Sie sind nicht nur als 3rd-Layer (Außenschicht) konzipiert sondern können auch als 2nd-Layer (Isolationssicht) verwendet werden und im Winter ein dickes Fleece ersetzen. Pionier auf dem Gebiet der leichten Isolationsjacken war der Patagonia Nano Puff Hoody. Haglöfs schickt nun in dieser Kategorie die Barrier Pro Hood ins Rennen und punktet dabei vor allem mit einem sehr schönen Schnitt. Ich habe die Jacke in den vergangenen Wochen bei vielen winterlichen Fototouren getestet und bin von der hohen Isolationsleistung der Jacke wirklich angetan.



Primaloft

Haglöfs Barrier Pro Hood 9Als Isolationsmaterial verwendet Haglöfs Primaloft One, ein Kunstfaser-Isolationsgewebe, das auch als „synthetische Daune“ beworben wird. Primaloft One ist die hochwertigste Primaloft-Variante mit dem besten Wärme/Gewichts-Verhältnis. Es wird in der Barrier Pro Hood in einer Stärke von 60 g/m² eingesetzt. Es handelt sich somit um eine verhältnismäßig dünne Primaloft-Jacke (Es gibt auch Jacken, in denen 100g/m² oder sogar 200g/m² verarbeitet werden). Dies macht den Einsatzzweck der Jacke relativ klar: Die Barrier Pro Hood eignet sich für Situationen, in denen es auf das Gewicht ankommt und man mehr Isolationsleistung dabei haben muss als ein Fleece bietet: Trekkingtouren in nördliche Gefilde, Bergtouren außerhalb des Hochsommers, Ski- und Schneeschuhtouren. Für deutliche Minusgrade ist die Jacke ohne zusätzliche Isolationslagen allerdings zu dünn.

Eine Alternative zu Primaloft sind Daunenfüllungen. Diese übertreffen Primaloft im Wärme-/Gewichts-Verhältnis sogar noch. Allerdings ist Daune sehr Feuchtigkeitsempfindlich. Wird die Daunenfüllung einer Jacke durch Regen oder Schweiß nass, klumpt die Daune und ihre Isolationsleistung  geht verloren. Ist Daune erst einmal nass geworden, trocknet sie zudem nur langsam. Primaloft wärmt hingegen auch im nassen Zustand noch sehr gut und trocknet auch deutlich schneller als Daunen. Primaloft eignet sich also besser als Daune für sehr schweißtreibende Aktivitäten oder Touren bei denen man mit viel Niederschlag rechnen muss.

Klassisches Fleece, das wohl das am weitesten verbreitete Isolationsmaterial, ist zwar atmungsaktiver als Primaloft, dessen Atmungsaktivität aufgrund der Notwendigkeit eines recht dichten Außenmaterials zur Einfassung der synthetischen Füllung eher gering ist. Doch Fleece weist ein deutlich schlechteres Wärme/Gewichts-Verhältnis auf als Primaloft und ist zudem vollkommen winddurchlässig.

Isolationsleistung

Haglöfs Barrier Pro Hood 2 (1)Die 60 g/m² Primaloft One-Füllung isoliert überragend gut. Die Jacke ist mit ihren 360 g Gesamtgewicht so leicht, dass man es kaum wagt, sich bei niedrigen Temperaturen auf sie zu verlassen. Nach ersten vorsichtigen Tests habe ich jedoch gemerkt, dass sie bei Aktivität noch bis etwa 0°C Außentemperatur wärmt (mit Baselayer und einem Powerstretch Pullover). Bei Pausen oder längeren Standzeiten wird es dann allerdings schon knapp. Für 5°C ist sie auch bei einem eher niedrigen Aktivitätsniveau gut geeignet. Im Ergebnis ist das Wärme-Gewichts-Verhältnis der Jacke einfach überragend. Die 60 g/m² Füllung ist gefühlt jedenfalls noch spürbar wärmer als ein 200 g/m² („200er Polartec“) Fleece.

Oft wird die Metapher verwendet, dass sich Primaloft Jacken sich anfühlen, als ob man „warme Luft“ tragen würde. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist wirklich faszinierend, dass eine so dünne Jacke genauso gut wärmt, wie so manche „normale“ Winterjacke, die ein vielfaches von der Barrier Pro Hood wiegt.

Außenmaterial: Hohe Wind- und Wasserresistenz

Haglöfs Barrier Pro Hood 5 (1)Das Nylon-Außenmaterial der Barrier Pro Hood ist winddicht. Nur durch den leider nicht voll abgedeckten Front-Reisverschluss und die durchgehenden Steppnähte dringt Wind in die Jacke, allerdings nicht sonderlich viel. Die Jacke eignet sich bei normalem Wind noch gut als alleinige Außenschicht. Bei starkem Wind empfiehlt sich das Überziehen einer winddichten Jacke.

Das Außenmaterial verfügt über eine recht hohe Wasserresistenz (ist aber nicht wasserdicht). Zudem lässt die DWR-Imprägnierung Regen sehr gut abperlen. Ich habe die Jacke zum Test mehrmals bis zu 15 Minuten in normalem Regen getragen (kein Starkregen aber definitiv auch kein Nieseln) und hatte nicht das Gefühl, dass sie durchgenässt ist. Dabei wäre selbst ein Durchnässen nicht dramatisch, da Primaloft auch im nassen Zustand noch wärmt. Nichtsdestotrotz muss bei starkem oder lang anhaltenden Regen eine Hardshell über die Barrier Pro Hood gezogen werden.

Das Außenmaterial der Barrier Pro Hood macht einen deutlich robusteren Eindruck als das von Ultraleich-Isolationsjacken (z.B. der Rab Xenon Jacket mit Pertex Quantum), so dass man die Jacke nicht allzu vorsichtig behandeln muss. Zudem glänzt das Material kaum, was mir optisch gut gefällt.

Atmungsaktivität

Der hohe Wetterschutz, den das Außenmaterial gewährleistet, hat eine Kehrseite: Die Jacke ist nicht sonderlich atmungsaktiv. Wenn der Puls hoch geht, steht man schon recht schnell ins einem eigenen Schweiß. Für sportliche Aktivitäten würde ich daher statt auf Primaloft auf Fleece oder Polartec Powerstretch setzen. Für alles andere ist Primaloft jedoch eine sehr gute Wahl.



Schnitt und Ausstattung

Haglöfs Barrier Pro Hood 6Wie man es von Haglöfs gewohnt ist, ist die Jacke extrem gut geschnitten. Der Schnitt ist sportlich und figurbetont, engt jedoch nicht ein. Der Kragen schließt schön hoch, die Kapuze sitzt optimal. Optisch sieht die Jacke so gut aus, dass ich die Jacke auch sehr gerne im Alltag trage.

Die Ausstattung der Jacke ist gar nicht so minimalistisch, wie man es ansonsten von leichten Isolationsjacken gewohnt ist. Die Jacke verfügt über zwei große hüftgurtkompatible Handtasche und eine große Brusttasche. Die Kapuze kann mit einem Gummizug vorne zugezogen werden. Sehr praktisch ist, dass die Jacke in ihrer eigenen Brusttasche verstaut werden kann (Jedenfalls in Größe M). Den mitgelieferten Packsack braucht man daher gar nicht.

Lediglich zwei Details der Jacke sind ich nicht optimal gelöst:

Haglöfs Barrier Pro Hood 5Zum einen ist der Front-Reisverschluss nicht mit einer durchgängigen Abdeckleiste hinterlegt. Nur im Halsbereich ist der Reisverschluss hinterlegt. Dies führt dazu, dass bei stärkerem Wind oder beim Radfahren der Wind durch den Front-RV leicht in die Jacke zieht. Zudem hakt der Reisverschluss beim Zuziehen jedes Mal an der Stelle, an der die Abdeckleiste im Halsbereich beginnt. Man muss den Reisverschluss daher mit zwei Händen schließen, woran man sich jedoch gewöhnt. Das Gewichtsersparnis durch den Verzicht auf eine durchgängige Abdeckleiste dürfte minimal sein und steht in keinem Verhältnis zu den damit einhergehenden Nachteilen. Haglöfs sollte hier bei der nächsten Version der Jacke nachbessern.

Zum anderen schließt die Jacke unten mit einem Gummibund ab. Dies ist eigentlich eine gute Lösung, führt aber dazu, dass sich die Jacke leicht „hocharbeitet“, insbesondere wenn man einen Rucksack trägt oder sich bückt. Ein verstellbarer Gummizug wäre hier praktischer gewesen.

DWR-Behandlung ohne besonders schädliche C8-PFCs

Die DWR-Behandlung der Barrier Pro Hood kommt laut Haglöfs ohne PFOS bzw. PFOA aus. Es wird somit auf die Verwendung der besonders giftigen C8-PFCs verwendet. Statt dessen kommen weniger bedenkliche C6-PFCs zum Einsatz (Ausführlich hierzu in meinem Beitrag zur Greenpeace Detox-Campaign).

Vorteile

  • Wirklich Toller Schnitt
  • Sehr geringes Gewicht
  • Gut sitzende Kapuze
  • Hohe Isolationsleistung
  • Guter Schutz vor Wind und Regen 

Nachteile

  • Keine durchgängige RV-Abdeckleiste
  • Gummibund führt manchmal zum Hochrutschen der Jacke

Haglöfs Barrier Pro Hood 8

Fazit

Ich war mit der Barrier Pro Hood in den vergangenen Wochen viel draußen unterwegs. Dabei haben mich die für das geringe Gewicht extrem hohe Isolationsleistung und die Vielseitigkeit der Jacke total begeistert. Sie eignet sich nicht nur als Isolationsschicht unter der Hardshell sondern auch als Solojacke. Und das bei bloß 360g Gewicht! Auch wenn die Jacke noch über geringfügiges Verbesserungspotential verfügt, kann ich die Jacke allen empfehlen, die auf der Suche nach einer schön geschnittenen Primaloft-Jacke sind. Aus meinem Bekleidungskonzept ist die Barrier Pro Hood jedenfalls nicht mehr wegzudenken. Dafür sieht sie einfach zu gut aus.

Die Barrier Pro Hood gibt es bei den Bergfreunden aktuell um 25% reduziert für € 165. Sie ist zudem auch in einer Variante ohne Kapuze verfügbar, wobei ich die Kapuze jedoch als extrem praktisch empfunden habe – grade wenn man die Jacke im Temperatur-Grenzbereich rund um 0°C verwendet. Nicht verwechseln sollte man die Barrier Pro Serie mit der Barrier II Serie, die ähnlich aussieht aber deutlich schwerer ist und ein weniger hochwertiges Isolationsmaterial verwendet.

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2 comments

  1. Schöner Testbericht! Ausführlich und detailliert, so wie man es sich wünscht. Danke 🙂

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