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Wie eine Rüstung: Langzeittest der Rugged Fjell Pant von Haglöfs

 

Seit mittlerweile drei Jahren begleitet mich die Rugged Fjell Pant von Haglöfs auf meinen Outdoor-Touren. Obwohl ich die Hose weiß Gott nicht geschont habe, hat sie die Zeit intensiver Nutzung ohne ernste Abnutzungserscheinungen weggesteckt. Da wird es Zeit, dass ich ihre Leistung in einem ausführlichen Review würdige.

Die Rugged Fjell Pant ist eine Hose für Trekking- und Bergeinsätze. Der Name ist Programm: Rugged bedeutet stabil oder robust. Als Fjell bezeichnet man skandinavische Hochgebirge. Ich habe die Hose auf diversen Trekking- und Klettersteigtouren in den Alpen sowie bei Wanderungen in Norwegen, Island und Deutschland getragen. Sie hat sich bei unterschiedlichsten Bedingungen bewährt. Aber der Reihe nach…

Material: Die Hose ist aus zwei verschiedenen Materialien gefertigt: Das hellere, graue Material ist eher weich, leicht und atmungsaktiv. Das schwarze Material, das an den Knien, Oberschenkeln, am Gesäß und an den Knöcheln verarbeitet wurde, ist hingegen extrem stabil (rugged). Stabil ist eigentlich noch eine Untertreibung. Das schwarze Material ist absolut unzerstörbar. Es ist das widerstandsfähigste Material, das ich je an einer Hose gesehen habe. Trotz häufigem Felskontakt und auch einigen „ungeplanten“, „plötzlichen“ und „intensiven“ Berührungen mit scharfkantigem Vulkangestein, sieht die Hose noch aus wie neu. Dass die Hose Kontakt mit zähem Unterholz und Gestrüpp ohne weiteres wegsteckt, ist da schon eine Selbstverständlichkeit. Auch wenn das schwarze Material an allen typischerweise stärker beanspruchten Stellen verarbeitet wurde, muss man nicht befürchten, dass das weichere, graue Material schneller verschleißen könnte. Auch dieses Material ist ausreichend robust. Beide Materialien bestehen zu 100% aus Kunstfaser. Dies war für mich ein wichtiges Auswahlkriterium, da Kunstfasern deutlich schneller trocknen als Materialien mit Baumwollanteil wie z.B. das G1000 von Fjällräven. Die Materialien sind an sicht nicht dehnbar, am Bund sind allerdings Stretchelemente eingearbeitet.

Schnitt: Die Hose ist grade geschnitten. Sie ist an den Beinen nicht sonderlich weit, aber auch nicht sonderlich eng geschnitten. Im Vergleich zu manch anderen modernen Alpinhosen mit Stretchanteil, die an den Beinen tendenziell eher eng geschnitten sind, ist die Rugged Fjell Pant eher weit bzw. normal geschnitten. Die Hose verfügt über vorgeformte Knie, so dass die Bewegungsfreiheit sehr gut ist. Zwar fühle ich mich in meiner stretchigen Ibex Pant von Mountain Equipment noch etwas beweglicher, aber beim Tragen der Rugged Fjell Pant hatte ich (auch beim Klettern) nie das Gefühl, in meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu sein.

Haglöfs bietet die Rugged Fjell Pant nur in einer Beinlänge an. Das kann – je nach Beinlänge – wohlmöglich eine kleine Beeinträchtigung sein. Mir ist die Hose beispielsweise etwas zu lang, was dazu führt, dass sich die Hose unten am Stiefel ganz leicht aufrafft. Das ist allerdings im Ergebnis gar kein Problem und hat mich nie gestört. Hinzuweisen ist zudem auf die Gummizüge an den Beinenden, mit denen man die Hose super an den Stiefeln fixieren kann. Sehr praktisch.

 

Taschen: Die Hose verfügt über ein sehr gut durchdachtes, sehr praxistaugliches Taschenkonzept. Neben den üblichen zwei Taschen vorne, oben für die Hände, verfügt die Hose über zwei große Beintaschen, die in das stabilere, schwarze Material eingearbeitet sind. Anders als bei vielen Trekkingshosen sind diese Taschen nicht seitlich angebracht, sondern frontal. Dies ist meinseserachtens deutlich komfortabler, da der Tascheninhalt so nicht störend an der Seite rumschlingert, sondern merklich stabiler frontal auf dem Oberschenkel sitzt. Die Taschen sind dabei sogar ausreichend groß, um Karten aufzunehmen, auch wenn ich von dieser Möglichkeit nur selten Gebrauch gemacht habe, da es unter der Karte immer recht schwitzig wurde. Die Taschen eigenen sich hervorragend, um eine Kompaktkamera, Handschuhe, eine Mütze, ein Schlauchtuch, Energieriegel oder den Kompass aufzunehmen. Praktisch ist auch, dass in der rechten Beintasche noch eine offene Innentasche für das Handy angebracht ist. Ich habe diese Tasche in der Regel für mein Klappmesser zweckentfremdet, dass sich dann nicht in der großen Beintasche hin und her bewegen kann, sondern in der kleineren Innentasche fest und sicher liegt. Ein kleiner Tipp für den Hosenkauf: Ihr solltet aufpassen, dass euch die Beintaschen nicht bis übers/aufs knie reichen. Bei kurzen Beinen könnte dies theoretisch passieren. Ich stelle es mir als recht unangenehm vor, wenn die Knie immer gegen den Tascheninhalt arbeiten müssen.

Zudem verfügt die Hose noch über eine Gesäßtasche, die mit einem Druckknopf verschlossen werden kann. Dieser Druckknopf ist einer der wenigen Schwachstellen, die ich an der Hose ausmachen konnte. Ich habe den Druckknopf mittlerweile verloren: Als ich frontal eine Felsstufe abgeklettert bin, bin ich mit dem Druckknopf am Fels hängen geblieben und er hat sich verabschiedet. Das hätte ich hier gar nicht erwähnt sondern auf meine unsachgemäße Behandlung der Hose geschoben, wenn nicht in den Reviews bei Globetrotter ein Kunde ein ähnliches Problem beschrieben hätte. Der Druckknopf scheint also in der Tat eine kleine Schwachstelle zu sein. Das ist im Ergebnis aber nicht weiter Schlimm, da die Tasche auch ohne den Druckknopf gut benutzbar ist.

Schließlich verfügt die Hose noch über eine kleine Geheimtasche im Inneren des Hosenbundes. In Ihr lässt sich beispielsweise Geld transportieren. Ich habe diese Tasche bislang nicht verwendet. Sie kann bei Reisen in Regionen mit einem Hohen Diebstahlrisiko sicherlich praktisch sein.

Verarbeitung: Abgesehen von dem kleinen Manko mit dem Druckknopf ist die Rugged Fjell Pant hervorragend verarbeitet. Alle Nähte sind präzise und großteils sogar dreifach genäht. Der Hosenknopf macht einen soliden Eindruck. Die Gummizüge an den Hosenbeinenden sind fest eingearbeitet. Ihre Enden sind an der Hose fixiert. Die einzige Schwachstelle, die ich ausmachen konnte, ist der Druckknopf der Gesäßtasche. Ungeachtet dessen vermittelt die Hose jedoch absolut den Eindruck, ein gründlich gefertigtes Ausrüstungsstück zu sein. Man hat keine Bedenken, sich auf die Hose zu verlassen.

Tragekomfort: Die Rugged Fjell pant trägt sich sehr gut. Als ich die Hose gekauft habe, hatte ich die Befürchtung, dass die vielen Nähte, die durch den aufwändigen Materialmix zustande kommen, scheuern könnten. Dies ist absolut nicht der Fall. Die Hose ist sehr bequem, sowohl beim Wandern als auch beim Klettersteiggehen. Die Hose ist mit den verschiedensten Wetterbedingungen gut zurecht gekommen. Ich habe sie unter anderem bei Sturm um die 0° C getragen. Sie hat dabei eine gute Windresistenz an den Tag gelegt, auch wenn die Hose natürlich nicht winddicht ist. Bei Regen komme ich mit der Hose erstaunlich lange ohne Regenüberhose aus. Zwar finde ich das Material nicht sonderlich wasserabweisend. Es ist aber so schnelltrocknend, dass ich bei leichtem Regen fast das Gefühl habe, dass sie aufgrund der Körperwärme schneller trocknet, als sie nass wird. Bei heißen Temperaturen von über 30°C fand ich sie erstaunlich erträglich. Natürlich ist sie dann eigentlich zu warm, aber wenn man die Hose bis unter die Knie hochkrempelt, was ohne Probleme geht, lässt es sich in ihr aushalten. Das ist eine gute Option, wenn man grade nicht die Hose wechseln kann. Für die überraschend gute Performance bei hohen Temperaturen ist sicherlich auch das besonders atmungsaktive graue Hosenmaterial verantwortlich.

Bewertung: Die Rugged Fjell Pant ist einfach eine tolle Hose. Was ich an der Hose am meisten schätze, ist, dass man auf sie überhaupt keine Acht geben muss. Sie steckt selbst die härteste Beanspruchung ohne Probleme weg, so dass die Hose einem wirklich das Gefühl vermittelt, einfach gut ausgerüstet zu sein. Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, sind auch an den stark beanspruchten Stellen (insbesondere Knie) keine Abnutzungserscheinungen sichtbar.

Das durchdachte Design der Hose bewährt sich in der Praxis. Dank der schnelltrocknenden Materialien habe ich die Hose auf Hütten über Nacht stets wieder trocken gekriegt. Das Taschenkonzept geht auch im Touralltag auf: Ich habe in den Taschen immer meine Kamera, mein Schlauchtuch, mein Messer, ein paar Müsliriegel und oft auch noch eine Mütze. Der Tascheninhalt stört dabei so gut wie überhaupt nicht. Der Schnitt der Hose ist bequem und optisch ansprechend. Die Hose sitzt auf den Hüften, was sich auch mit dem Hüftgurt vom Rucksack ganz gut verträgt. Die vorgeformten Knie gewährleisten eine gute Bewegungsfreiheit. Trotz ihrer Robustheit fällt ihr Gewicht mit 550 Gramm in Größe L noch recht moderat aus. Der „große Bruder“, die Rugged Mountain Pant, ist mit 760 Gramm hingegen schon ein echtes Schwergewicht. Kleinere Abzüge in der B-Note gibt es allerdings, weil die Hose nur in einer Länge angeboten wird und der Knopf der Gesäßtasche sich gelöst hat.

Insgesamt liefert die Hose aufgrund vieler durchdachter Details ein absolute überzeugendes Gesamtpaket ab. Ich kann die Hose, die etwas 130 € kostet, uneingeschränkt für anspruchsvolle Berg- und Trekkingtouren empfehlen.

9/10 Gut-Gerüstet-Punkte.

Pro und Contra:

+ Extrem Stabil

+ Durchdachte Details

+ Tolles Taschenkonzept

+ Guter Sitz

+ Hochwertige Verarbeitung

– Nur in einer Länge verfügbar

– Druckknopf an Gesäßtasche

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2 comments

  1. Toller Bericht, dem ich nur zustimmen kann, nachdem ich mir aufgrund dieses Berichtes die Hose gekauft habe!
    Ein Hinweis nur: Es gibt die Hose (inzwischen?) in den Längen normal, kurz und lang. Das wird aber leider nur bei wenigen Händlern im Internet explizit so angeboten.

    • Sorry für die verspätete Freischaltung Deines Kommentars, Ingo. Ich war in den Bergen unterwegs. Danke für die Ergänzung mit den Längen! Ich finde es immer extrem praktisch, wenn verschiedene Längen angeboten werden und wäre mit der Rugged Fjell Pants, die mir nach wie vor gute Dienste leistet, noch zufriedener, wenn sie etwas kürzer wäre.

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