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Testbericht: Haglöfs Lizard Top

Das Lizard Top von Haglöfs ist eines meiner Lieblingsausrüstungsstücke für Trekkingtouren. Haglöfs schreibt selbst zu ihm:

„Technischer, vielseitiger und ausgesprochen komfortabler Pullover aus Stretchmaterial.“

Dem können noch die Attribute leicht, windabweisend und überzeugend hinzugefügt werden.

Haglöfs Lizard

Material

Das Lizard Top ist aus dem Haglöfs-Eigenmaterial Flexable gearbeitet. Flexable ist ein membranfreies Softshellgewebe, das Haglöfs auch für Hosen und Jacken einsetzt. Es ist äußerst dehnbar, sehr atmungsaktiv und windabweisend. Anders als Softshellmaterialien mit eingearbeiteter Membran, wie beispielsweise Windstopper von

 

Gore, ist Flexable allerdings nicht winddicht. Der Pullover ist mit einer DWR-Imprägnierung versehen, so dass ein kurzer Nieselregen ganz gut vom Lizard abperlt. Ernsthaften Niederschlägen kann die Imprägnierung allerdings nichts entgegensetzen.

Flexable außen, durchaus widerstandsfähig:

Flexable innen, weich und durchaus als leichte Isolationsschicht geeignet:

Ausstattung

Haglöfs verarbeitet für das Top zwei verschiedene Varianten des Flexable-Materials. Unter den Achseln wird ein dünneres Material als für den Rest des Tops verwendet, um eine höhere Atmungsaktivität zu gewährleisten. Das Shirt hat einen hoch schließenden Kragen, was besonders bei windigen Bedingungen angenehm ist. Der Reisverschluss erstreckt sich fast auf die halbe Länge des Tops und ermöglicht somit kurzfristige Ventilation, wenn es wärmer wird. Am oberen Ende ist der Reisverschluss abgedeckt, so dass sich der Tour-Bart nicht im Reisverschluss verfangen kann. Von Vorteil sind auch die nahtfrei gearbeiteten Schulterpartien. Dies ist beim Tragen von schweren Rucksäcken von Vorteil. Zudem verfügt das Shirt über eine aufgesetzte Brusttasche.

Versetzte Schulternähte:

Praktische Brusttasche:

Sinnvolle Reisverschlussabdeckung:

Erfahrungsbericht

Im Einsatz in den Alpen hat sich das Lizard Top absolut bewährt. Ich habe es dabei bei Sommertouren statt einer Softshelljacke mitgehabt. Selten habe ich eine „richtige“ Softshelljacke vermisst. Meistens war ich hingegen von der phänomenalen Atmungsaktivität begeistert. Keine Softshelljacke kann da mithalten. Grade in Membranjacken wird das Körperklima aufgrund der eingeschränkten Atmungsaktivität schnell unangenehm. Zudem sind sie mir häufig aufgrund der absoluten Winddichtigkeit zu warm. Im Lizard Top überhitzt man hingegen kaum. Grade den langen Reisverschluss fand ich dabei für kurzfristige Anpassungen der Temperatur sehr praktisch. Wechseln sich beispielsweise sonnige und schattige Abschnitte ab, reicht das öffnen der Reisverschlusses in aller Regel und man muss nicht das ganze Shirt ausziehen.

Die wasserabweisende Behandlung hält was sie verspricht. Als mitten im Klettersteig einmal Schneeregen einsetzte und das Anziehen der Hardshell-Jacke nur äußerst kompliziert möglich gewesen wäre, hat das Shirt dem Niederschlag überraschend gut standgehalten. Natürlich kann es keine Regenjacke ersetzen, aber das erwartet ja auch niemand. Für kurze Niederschläge oder wechselhaftes Wetter ist es aber wirklich nett, dass das Shirt kleinere Niederschläge wegstecken kann.

Der Schnitt des Shirts ist optimal. Es sieht wirklich schick aus (durchaus Stadttauglich) und ist angenehm lang geschnitten, so dass es sich auch beim Tragen eines Rucksacks mit Hüftgurt nicht hocharbeitet. Das dehnbare Material trägt sich toll und es passt ohne Probleme auch noch mein Powerstretch-Fleece drunter.

Die Kehrseite der hohen Atmungsaktivität des Shirts ist die nicht vorhandene Winddichtigkeit. Bei normalen Bedingungen reicht die windabweisende Eigenschaft des Shirts vollkommen aus. Brist es hingegen auf, reicht das Shirt nicht mehr. Grade auf Island ist mir dies aufgefallen. Dem kalten Atlantikwind war das Shirt nicht gewachsen. Dies ist aber auch nicht weiter Schlimm, weil man für solche Situationen immer noch die Hardshell im Rucksack hat.

Was ich an dem Shirt am allermeisten schätze, ist sein geringes Gewicht. Laut meiner Küchenwaage wiegt es in Größe M bloß 340 Gramm. Gegenüber echten Softshelljacken spart man sich somit locker 200 Gramm. Dies liegt einerseits an dem leichten Material und andererseits an dem puristischen Design.

Last but not least: Die Verarbeitungsqualität des Shirts ist hervorragend. Da gibt es absolut nichts zu bemängeln. Was anderes habe ich von Haglöfs aber auch nicht erwartet. Zudem ist das Material Widerstandsfähig. Trotz etlicher Einsätze und auch moderatem Felskontakt sieht das Shirt noch wie neu aus.

Ergebnis

Das Lizard Top überzeugt aufgrund seiner Vielseitigkeit und des geringen Gewichts auf ganzer Linie. Für Sommertouren kann es durchaus eine Softshell-Jacke ersetzen. Um das Defizit bei der Winddichtigkeit zu kompensieren, plane ich bei den anstehenden Bergtouren das Top in Kombination mit einer Windstopper Weste zu testen. Ich habe mir kürzlich die Naja-Vest von Haglöfs gegönnt, die einen hervorragenden ersten Eindruck macht. Ich denke, dass die Weste und das Lizard Top zusammen ziemlich unschlagbare sein werden, da man mit beiden Kleidungsstücken sehr flexibel auf verschiedene Wetterbedingungen reagieren kann. Sollte kalter Wind auftreten, kann man den Rumpf mit der Naja Weste schützen, was bis etwa 0°C ausreichen sollte. Ich bin schon gespannt, wie der Test verläuft und werde anschließend natürlich hier im Blog berichten.

Das Top kostet etwa 130 €. Diesen Preis ist das Shirt auf jeden Fall wert. Es ist aber auch deutlich günstiger zu haben, wenn man ein Sonderangebot erwischt.

Mittlerweile bietet Haglöfs auch eine Jackenversion des Lizard Top an. Ich würde jedoch aus folgenden Gründen nach wie vor zum Kauf des Tops raten: 1) Ich habe nie das Bedürfnis nach einem durchgehenden Reisverschluss verspürt. Der Reisverschluss des Pullovers reicht für die Belüftung vollkommen aus, da das Top auch ansonsten sehr atmungsaktiv ist. 2) Die Jacke wiegt in Größe L 80 Gramm mehr als der Pullover, bietet dafür aber nicht mehr Wetterschutz, 3) Das Lizard-Top ist nicht als richtig wetterfeste Softshelljacke konzipiert, sondern eher ein Hybridkleidungsstück. Wenn man vom Gewicht her schon Richtung 500 Gramm geht, dann kann man auch eine „richtige“ Softshelljacke nehmen. 4) Die Jacke kostet 20€ mehr.

Kurzum: Das Top macht in der Praxis das, was es soll und sieht zudem auch noch gut aus. Ich bin mit ihm hochzufrieden. Es ist eines meiner absoluten Lieblingsausrüstungsstücke. Auf einer Skala von 1 bis 10 Punkten: 10 Punkte.

 

Links:

Haglöfs Produktberschreibung Lizard Top

Haglöfs Produktbeschreibung Lizard Jacke

Produkttest von Outdoorsmagic.com

Reviews bei Bergfreunde.de

 

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